Spanschachteln – Krösendosen – Löffelrem

Viechtau war über mehrere Jahrhunderte das Zentrum der Herstellung von Holzprodukten wie Spanschachteln, Holzdosen, Holzbesteck und anderen Hilfsmitteln aus Holz für den alltäglichen Gebrauch. Der Beginn der Herstellung ist nicht bekannt. Man weiß, dass Ende des 18. Jhd.s bis weit in das 19. Jhd. eine Massenproduktion stattgefunden hat. Vertrieben wurde die Ware durch sogenannte „Kraxntrager“, die die Produkte in die Häuser und Dörfer brachten und auf Märkten verkauften. KrösendosenNur um ein Gefühl für die Bedeutung dieses Wirtschaftszweiges zu bekommen: Zur Zeit Maria Theresias soll es 11 Löffelmacherfamilien gegeben haben, die jährlich 270.000 Löffel produzierten, von denen zwei Drittel ins Ausland (!) gingen. Ein weiteres Zentrum der Holzwarenindustrie war Berchtesgaden. Aufzeichnungen bezeugen, dass es dort bereits Mitte des 16. Jhd.s 150 Meister, 62 Gesellen und 17 Lehrlinge in der Zunft der Schachtelmacher gab.

Die Spanschachteln sind in einer Holzspalttechnik hergestellt worden. Der dünne, biegsame Span aus Weichholz eignet sich für runde und ovale Seitenwände, die Grundfläche und der Deckel sind aus dünnen Holzplatten geschnitten. SpanschachtelnDie Schachteln sind sehr leicht. Man spricht von den Schachtel- bzw. Gadelmachern, denn Gadel bedeutet Schachtel. Die Großformen wurden zur Aufbewahrung von Brautsträußen, Trachtenhauben, Seidentüchern, Spielzeug oder künstlichen Blumenschmuck der Rinder für den Almabtrieb oder sonstige Besonderheiten verwendet. Kleinere Spanschachteln waren für Wertsachen, Schmuck, Erinnerungsstücke, religiöse Andenken und andere Kostbarkeiten gedacht. Kleine Spanschachteln mit persönlichen Inhalt wurden auch als Liebesgabe überreicht. Bemalt wurden die Spanschachteln erst im 17. Jhd. SpanschachtelnMeist zierten Ranken und Ornamente die Schachteln, häufig Tulpen, Granatäpel und Pfauenfedermuster, seltener stilisierte Menschen- und Tierdarstellungen, eher weniger Farben, dafür zahllose Einzelstriche, insbesondere auf den großen Schachteln. Manch einer fertigte eine Spanschachtel selber, füllte sie mit dem Jesukind oder der Heiligen Familie und ersparte sich somit eine kostspielige Krippe.

Die Krösendosen sind gedrechselte und bemalte Dosen aus Hartholz mit Holzschraubverschluss. Es war ein Geschenk des Taufpaten an den Täufling. Platz fanden darin der Tauftaler (Krösengeld), Heilkräuter, ein kleines geknotetes Stück der Nabelschnur, geweihte Andenken und andere Kostbarkeiten.Krösendosen

Der Löffel war lange Zeit das einzige Besteck. Jeder hatte seinen eigenen Löffel, den er nach der Mahlzeit abwischte und an der Tischplattenunterseite an seinem Platz in eine Lederschlaufe steckte. Ein Löffelrem, wie die Löffelhalter genannt werden, mit Zierlöffeln als Symbol der bäuerlichen Tischgemeinschaft, gehörte zur Ausstattung der Braut. Der einzelne Löffel war Liebesgabe oder Teil der Brautschachtel. LöffelremWarum der Löffel zu dieser Bedeutung kam, ist daraus abzuleiten, dass man unter „löffeln“ das „Werben um jemanden“ verstanden hat. Nie gab es Reme für Messer und Gabel. Religiöse und humorvolle Szenen, Burschen, Mädchen, Braut- und Ehepaare, Blumen, Sprüche zieren die Löffel. Ist ein Name und eine Jahreszahl dabei, war es bestimmt ein Brautgeschenk. Die Löffel hatten einen schwarzen Grund und waren mit den Farben Rot und Gold bemalt. Wertige Exemplare hatten bis zu 16 Malgänge um den entsprechenden Glanz zu erreichen.