Sammlung D. in Salzburg

 

Ich hatte bereits vor Jahren Kontakt mit den Erben, denen ich empfohlen worden bin und die mir damals Objekte ihrer eigenen Sammlung anboten. Ich konnte einiges ankaufen und wir behielten unsere wertschätzende Begegnung und professionelle Abwicklung sehr gut in Erinnerung.

 

Die Familie kontaktierte mich ein zweites Mal als sie sich entschlossen hat, die geerbte elterliche Sammlung in Salzburg zu veräußern. Dass die Eltern Antiquitätenhändler waren, erhöhte mein Interesse.

 

Um einschätzen zu können, was mich erwartet, bat ich um Fotomaterial. Es handelte sich um eine große Sammlung. Das Angebot war vielfältig und reichte von kleinen Kostbarkeiten in Bauernsilber, Wachs, Holz, Elfenbein, Silber über sakrale Figuren, Zinn, Ton, Glas, Lederobjekte bis hin zu Möbel.

 

Die Familie erwartete vorerst eine Beratung, wie sie den Veräußerungsprozess angehen solle. Am liebsten würden sie alles in Bausch und Bogen verkaufen.

 

Ich versuchte die umfangreiche Sammlung beim ersten Besuch einmal zu erfassen, indem ich Kategorien bildete und die Qualität einstufte. Ich dokumentierte die Objekte mit Fotos und machte Notizen. Der Umfang der Sammlung führte danach zu folgenden Fragestellungen:

Was möchte ich gerne erwerben?

Für welche Objekte kann ich eine Kollegin / einen Kollegen empfehlen?

Was ist sinnvoll über eine Auktion zu versteigern?

Welche Objekte sollten von den Erben nochmals geprüft werden, ob sie nicht im Familienbesitz bleiben sollten?

 

Meine Aufgabe bis zum nächsten Treffen war, das eine und andere Objekt in der Fachliteratur nachzuschlagen, mir konkrete Angebote zu überlegen und Kontakt zu KollegInnen aufzunehmen, die sich auf Fachgebiete spezialisiert haben, welche hier zutreffen. Die Familie kümmerte sich um einen Termin mit ExpertInnen vom Auktionshaus.

 

Nach einigen Wochen trafen wir uns wieder vor Ort und tauschten unsere Informationen aus. Außerdem beschäftigte ich mich bei diesem Termin eingehend mit jenen Objekten, an denen ich Interesse hatte. Wir gingen durch die Wohnung und diskutierten über Qualität und Preis. Dann galt es einen Schrank mit unzähligen kleinen Besonderheiten zu durchforsten. Wir schauten in jede Schachtel und in jede Lade hinein. Plötzlich umarmte mich der Auftraggeber mit gläsrigen Augen und beteuerte, wie froh er sei, dass wir gemeinsam die Sammlung seiner Eltern mit so großer Wertschätzung aufarbeiten.  Sieben Jahre hätte er gewartet, um sich an dieses Vorhaben heranzuwagen.

 

So ein Projekt hat viele Ebenen. Es geht um Abschiednehmen, um Erinnerungen, um gelebtes Leben. Viele Entscheidungen sind zu treffen. Ich freute mich sehr über seine Geste und merkte die Zustimmung der anderen Familienmitglieder. Wir als HändlerInnen dürfen nicht vergessen, wie wesentlich diese Momente für die betroffenen Menschen sind. Es ist ein Geschenk für alle, wenn es gelingt.