Antiquitäten  .  Antike Bauernmöbel

Antiquitäten  .  Antike Bauernmöbel

Besuch von Wolfgang Hollegha

Wolfgang Hollegha und sein Sohn Daniel Hollegha besuchten uns in Birkfeld. Es sollte ein schlichter, charaktervoller, steirischer Schrank für seinen 400 Jahre alten Hof am Rechberg werden. Wir haben einen würdigen Schrank gefunden. Weitere Kommunikation erfolgte über den Postweg. Ich steckte Fotos von einfachen, sehr alten Truhen ins Kuvert – mit einem Brief dazu.

Ich möchte meinen persönlichen Kontakt zu Wolfgang Hollegha zum Anlass nehmen, um Sie auf die aktuelle Ausstellung in der Neuen Galerie in Graz aufmerksam zu machen.

Wolfgang Hollegha

Holleghas Bilder sind großformatig, beinhalten großzügige Farbgesten und ausladende Strichschwünge. Malen bedeutete Arbeiten unter einem enormen Körpereinsatz. Das Körperliche, die Motorik waren zentral. „Wenn der Schwung der richtige ist, dann erst kann ich das Bild malen.“ Die riesigen Formate ermöglichten ihm das Übertragen der Bewegungen seines gesamten Körpers auf den Bildgrund. „Es geht um eine innere Logik, um Bewegung, die das Bild zu einem Ganzen macht. Bewegung und Ding werden eins. Ich zeichne, um mir das Ding in gewisser Weise einzuverleiben.“ Die Figur wird formal aufgelöst, die Lokalfarben verschwinden. Aus der sichtbaren Welt der Gegenstände und Körper wird die Realität der Malerei.

Gabriele Posch in der Neuen Galerie Graz

 

Die Leinwand lag am Boden. Hochkonzentriert führte er seine Schüttungen durch, arbeitete mit Fetzen und Schwamm und setzte die unumkehrbaren Farbkompositionen. Seine Bilder sind innerhalb eines Tages entstanden. Währenddessen hörte Hollegha liebend gerne Musik von J.S. Bach. Um einen Blick aus der Distanz zu bekommen, nutzte er in seinem 15 (!) Meter hohen Atelier eine Leiterkonstruktion. Das Atelier hat er in die Natur gebaut und lässt sie mit ihren großen Fensterflächen hinein. Die Natur mit ihren vegetativen Formen und ihrem organischen Sein war ihm größte Anregung. „Das Schiefe, Organische interessiert mich.“

Ausgangspunkt seiner internationalen Bekanntheit war die Galerie nächst St. Stephan, welche 1954 von Monsignore Otto Mauer als Ort der Wiener Kunstszene der Nachkriegszeit gegründet wurde. Hollegha, Rainer, Mikl und Prachensky waren die erste Künstlergruppe der Galerie.

Wolfgang Hollegha

Ende der 50er Jahre besuchte der bedeutende New Yorker Kunstkritiker Clement Greenberg Wolfgang Hollegha in Wien und lud ihn nach New York ein, um seine Werke mit amerikanischen VertreterInnen des Abstrakten Expressionismus auszustellen. Hollegha hätte in den USA eine Weltkarriere aufbauen können. Für ihn war es von Anfang an klar, in der Steiermark leben zu wollen.

Anfang der 60er Jahre kaufte er den Bauernhof am Rechberg.

Die Stadt ist ihm zu eng, zu angeräumt mit Wirklichkeiten aus zweiter Hand, die das Leben komplizieren, mit Konfektion, Konvention und Pseudoereignissen, die sich gegenseitig im Weg stehen. (aus dem Buch „Die Natur ist innen“) Übrigens, ein fantastisches Buch!

Wolfgang Hollegha

Entdeckte Hollegha ein Motiv, das für ihn interessant war, musste es so – und genauso – konserviert werden, wie er es in diesem Moment gesehen hat. Lange Zeit schaute er es an – dieser Vorgang konnte sogar Jahrzehnte (!) dauern – bis er bereit war, es zu malen. In dieser Zeit durfte niemand das Motiv verändern. Durch das lange Betrachten erschließen sich die Formzusammenhänge.

Es passierte, dass er alles, was auf dem Schreibtisch seiner Tochter gelegen ist, als Motiv erkannte, was bedeutete, dass Hefte nachgeschrieben werden mussten, weil das Arrangement nicht mehr berührt werden durfte und für unbefristete Zeit von Hollegha beschlagnahmt wurde.

 

Das Holz ist ein immer wiederkehrendes Motiv in Holleghas Kunst. „Holzstücke mag ich, weil sie ungewöhnlich sind, immer überraschend, unverbraucht.“

Auch für mich ist Holz ein unergründliches, lebendiges, sanftes Material, mit dem es mir leichtfällt, in Beziehung zu treten. Der Dialog provoziert Veränderungen in der Wahrnehmung. Das Objekt kann Eigenschaften eines Subjekts annehmen (Gabriele Posch)

Wolfgang Hollegha

Für Hollegha ist der Sehvorgang entscheidend. „Die Abstraktion beginnt schon beim Sehen.“ Das Schauen ist ein selektiver Prozess. Schnell wandert das Auge von einer Fokussierung zur anderen und legt sich unterschiedlich fest. Man sieht nur, was in den Blick genommen wird.

Hollegha betont die Verschränkung zwischen wahrnehmendem Subjekt und wahrgenommenem Objekt. Durch die Bezugnahme gehört ein Ding nicht mehr ausschließlich der Außenwelt, sondern auch unserem Inneren an.

Wolfgang Hollegha

Seine Frau Edda war sehr wichtig in Holleghas Leben. Künstlerisch hatte sie großen Einfluss auf den Zeitpunkt der Fertigstellung eines Werkes bzw. ob es wert war, das Werk zu vollenden.

Wolfgang Hollegha war Professor an der Akademie der bildenden Künste Wien, nahm international an Ausstellungen teil und erwarb renommierte internationale Preise. Er verstarb 2023 im Alter von 94 Jahren in seinem Haus am Rechberg. Die letzten Pläne betrafen die Ausstellung in der Neuen Galerie mit neuen und kaum gesehenen Bildern und Zeichnungen. Die letzten Bilder stammen aus den Jahren 2018 und 2019.

Hollegha Ausstellung in Graz

Es lohnt sich, an einer Führung von Kurator Mag. Günther Holler-Schuster teilzunehmen, der Wolfgang Hollegha sehr gut kannte, 2016 die erste Ausstellung über Hollegha kuratierte und sehr eindrucksvoll über Motivwahl, Zeichen- und Malprozess, Einflüsse von Wissenschaft, Musik und Lyrik, die Rolle von Edda und die internationale Bedeutung Holleghas erzählt.